Die passende WG auswählen

Das eigene zu Hause aufzugeben und in eine stationäre Einrichtung umzuziehen, ist für viele Menschen, die älter und hilfebedürftig werden, nicht vorstellbar. Doch welche Alternativen gibt es und worauf sollten Sie bei der Auswahl achten?

Bild: Bonitas Holding GmbH

Neben dem Betreuten Wohnen oder klassischen stationären Pflegeheimen gibt es verschiedene alternative Wohnangebote für Menschen mit Hilfebedarf. Pflege-Wohngemeinschaft oder Pflege-WGs gehören zu diesen sogenannten Alternativen Wohnformen. Sie können durch Pflegebedürftige und ihre Angehörigen selbstorganisiert oder zentral durch Träger organisiert werden. Im letzteren Fall heißen sie häufig „ambulant betreute Wohngemeinschaften“.

Selbst organisieren oder die Organisation abgeben?

In selbstorganisierten Wohngemeinschaften übernehmen die Angehörigen einen großen Teil der Organisation des Zusammenlebens und kümmern sich selbstständig darum, die Versorgung und Pflege der Bewohner*innen sicherzustellen. Dies hat viele soziale wie auch finanzielle Vorteile. In ambulant betreuten Pflege-WGs wird dies von dem Träger übernommen. Welche Form der Pflege-WG die richtige ist, ist eine individuelle Entscheidung.

Beide Formen der Wohngemeinschaft sind im Vergleich zu klassischen Pflegeheimen sehr kleine Wohneinheiten. „Unsere Wohngemeinschaften sollen wie eine Großfamilie sein. Maximal 22 Bewohner leben hier zusammen. Es gibt bei uns keine festen Zeiten. Alle Bewohnerinnen und Bewohner können ihren Tag individuell für sich gestalten“, erzählt Tanja Blankenhagen, Bereichsleiterin bei Bonitas, einem Träger für Pflege-WGs. Sie erklärt weiter, dass bei den zentral organisierten Pflege-WGs 24 Stunden am Tag Fachkräfte vor Ort und für die Bewohnerinnen und Bewohner ansprechbar seien. Selbstorganisierte Pflege-WGs sind häufig noch kleiner und bestehen aus minimal drei und maximal zwölf WG-Mitgliedern.

Persönliche Einrichtung trägt zum Wohlfühlen bei

Maßgeblich dafür, dass die Bewohner*innen sich in den Pflege-WGs wohlfühlen, ist neben dem guten Draht der Bewohner zueinander die Gestaltung der Räume. „Unsere Wohngemeinschaften sind freundlich, hell, großzügig und bunt. Das spricht viele Menschen an. Unser Ziel ist es, Menschen mit Hilfebedarf aus der Region ein neues zu Hause zu geben, damit ihr Leben weiterhin da stattfinden kann, wo sie herkommen“, erklärt die Bereichsleiterin die Idee hinter den Wohngemeinschaften.

In Pflege-WGs hat jeder Mensch, der einzieht, ein eigenes Zimmer und in vielen Wohngemeinschaften auch ein eigenes Bad. Das eigene Zimmer wird individuell eingerichtet und gestaltet – möglichst mit Möbeln, die man aus der vorherigen Wohnung mitbringt.

In den Pflege-WGs von Bonitas gibt es bei der Einrichtung der WG-Zimmer nur eine Vorgabe: Ein Pflegebett. „Jeder Mensch mit einem Pflegegrad hat in der Regel einen Anspruch auf ein Pflegebett,“ erläutert Tanja Blankenhagen. Um die Lieferung dieses Pflegebettes kümmert sich bei diesem Träger dann wieder das Personal der zentral organisierten Wohngemeinschaft.

Bild: Bonitas Holding GmbH

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für eine solche Pflege-WG ist der oft höhere Personalschlüssel der Pflege-WGs im Vergleich zu Pflegeheimen. „Viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner mögen dieses familiäre Zusammenleben. Sie können, aber sie müssen nicht mitgestalten“, so Tanja Blankenhagen. Wo Menschen zusammenleben, können natürlich auch Konflikte entstehen. Deswegen hat jede Wohngemeinschaft ein Gremium, das aus drei Bewohner*innen besteht. Das Gremium entscheidet zwar – anders als bei selbstorganisierten Pflege-WGs – nicht, wer in freie Zimmer einzieht, aber gestaltet maßgeblich das Zusammenleben mit und tagt, falls es massive Schwierigkeiten gibt. Wenn die Bewohner*innen dieses Gremium aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst stellen können, übernehmen Angehörige häufig diese Funktion.

Darauf sollten Sie bei der Auswahl der Pflege-WG achten

  • Klären Sie im Einzelgespräch mit dem Träger, welche Leistungen die Pflege-WG erbringen kann und erläutern Sie auch Ihre Erwartungen. Nur so kann geklärt werden, ob Ihre Bedürfnisse von der Einrichtung erfüllt werden können. Das können einfache Dinge wie Essenszeiten sein, die Sie beschäftigen, aber auch größere Themen wie die Versorgung, wenn es Ihnen gesundheitlich vielleicht einmal schlechter gehen sollte.
  • Achten Sie darauf, dass die Wohnräume für Ihre Bedürfnisse passen. Sind die Badezimmer geräumig und ebenerdig? Dürfen Sie Ihr Zimmer selbst gestalten und bietet es ausreichend Platz für die Dinge, die Sie mitnehmen möchten? Falls Sie einen Rollstuhl oder Rollator benötigen, schauen Sie, ob diese durch die Gänge und an die Tische passen. Wenn Sie all das im Vorhinein klären oder sich selbst ansehen, gibt Ihnen das Sicherheit bei Ihrer Entscheidung.
  • Erfragen Sie ob es möglich ist, auf Probe in der Pflege-WG zu wohnen, um die anderen Bewohner*innen kennenzulernen und herauszufinden, ob Sie sich wohl fühlen.

Demenz-WGs

Auch für Menschen mit Demenz gibt es die Möglichkeit in Wohngemeinschaften zu ziehen. Bei sogenannten Demenz-WGs spielt die Gestaltung der Räume eine ganz besondere Rolle, denn sie kann den Menschen Orientierung bieten. Klare Erkennungsmerkmale dienen der Orientierung in der Wohnung. Die Räume könnten zum Beispiel in unterschiedlichen Farben gestrichen sein. Bei der Aufteilung der Räume wird oft darauf geachtet, dass ein veränderter Tag-Nacht-Rhythmus nicht alle stört. 

Wenn Sie sich bei der Auswahl einer Pflege-WG nicht sicher sind oder Hilfe bei der Suche benötigen, können Sie die Unterstützung einer Pflegeberatung in Anspruch nehmen.